violette Ansichten zur Griechenlandfrage - Hamburger Institut für angewandte Spiritualität

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Violette Ansichten zur Griechenlandfrage (m\'f6glicher download als pdf)
01. Oktober 2011

In dieser Woche wurde der deutsche Beitrag zum europäischen Rettungsschirm beschlossen.
Obwohl diese Maßnahme hauptsächlich den Banken und Spekulanten hilft, und weniger den griechischen Menschen, so bin ich mit dieser Maßnahme doch einverstanden. Sie hilft uns, etwas mehr Zeit zu gewinnen, um sinnvollere Maßnahmen zu erarbeiten, und unkontrollierbare Risiken zu minimieren. Wir sollten uns erinnern, dass die Geschichte Europas niemals das Schicksal eines einzelnen Landes war. Vor allem der Bereich nördlich des Mittelmeeres war immer stark in gemeinsamer Bewegung. Kein Land ist dort unabhängig. Dies zu übersehen, hieße keine Lehren aus der europäischen Geschichte zu ziehen.
Was wären dann sinnvolle Maßnahmen für Griechenland? Um dort die soziale Marktwirtschaft zu erhalten, braucht es Instrumente, um die Verelendung der Bevölkerung zu verhindern, die Binnenmarktnachfrage stabil zu halten, und den sozialen Frieden nicht zu gefährden. Auf der Angebotsseite müsste die Monopolstellung des Staates zurück gefahren werden, ebenso Überregulierungen, wie z.B. die umstrittenen Taxifahrerlizenzen. Dies sind aber Dinge, die der griechische Staat selbst regeln muss.
Wie können wir helfen? Zuerst sollten wir uns erinnern, wie die deutsche Politik auf dem Höhepunkt der Banken- und Wirtschaftskrise reagiert hat. Damit die Wirtschaft nicht einbricht, wurden vielfältige Fördermaßnahmen beschlossen, wie Abfangprämie, Steuererleichterungen, Hilfen für einzelne Betriebe und Banken und viele Arbeitsmarktmaßnahmen. Warum hilft man Griechenland nicht in gleicher Weise? Von den Griechen werden harte Sparmaßnahmen gefordert, etwas, was bei uns als "Kaputtsparen" verpönt war.
Statt mit hunderten Milliarden Euro nur die finanzielle Handlungsfreiheit des Staates und der Banken zu erhalten, könnten wir direkt den Menschen und der griechischen Wirtschaft helfen. Ähnliche Konjunkturprogramme, die Deutschland geholfen haben, durch die Krise zu kommen, können Griechenland helfen, und dabei auch der deutschen Wirtschaft. Was spricht dagegen, deutsche Investitionen in Griechenland zu fördern? Noch besser wäre es, durch Steuermaßnahmen griechische Importe zu erleichtern. Sicher möchte Spanien gern unser Hauptgemüseproduzent bleiben, aber in Griechenland scheint auch die Sonne. Der große Welternährungsbericht der UNO 2006 hat deutlich aufgezeigt, dass die Ernährung der Menschheit nur durch biologisch-dynamische Landwirtschaft gewährleistet werden kann, welche den Mutterboden nicht auslaugt. Warum also nicht ein Förderprogramm für die griechischen Landwirte auflegen, die im Einklang mit der Natur wirtschaften? In ähnlicher Richtung möchte ich ein zweites Großprojekt anregen, die Wiederaufforstung Griechenlands. Bis vor ca. 500 Jahren war die Natur im Mittelmeerraum überwiegend bewaldet, vor allem mit großen Zedernwäldern. In unserer gemeinsamen europäischen Vergangenheit wurden diese Wälder abgeholzt für den Schiffbau, um den internationalen Handel zu entwickeln, und noch mehr, um Kriegsschiffe zum Versenken zu haben. Im Rahmen eines großen nationalen Leuchtturmprojektes könnte in Griechenland der Beweis angetreten werden, dass man Sünden der Vergangenheit auch wieder gut machen kann. Deutsche Technik für regenerative Energie könnte dabei die wunderbare Rolle zur dezentralen Energiegewinnung vor allem für Meerwasserentsalzungsanlagen leisten. Wie wir in den letzten Jahren aus den Erkenntnissen rund um Terra Preta lernen konnten, ist es möglich, großflächige Humusschichten wachsen zu lassen.
Mit den beiden zuletzt genannten Vorschlägen zur Griechenlandhilfe könnten wir quasi nebenbei drei wichtige Menschheitsthemen in Angriff nehmen. Wiederaufforstung ist ein Beitrag zur Klimabilanz, die Förderung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft hilft gegen den Hunger in der Welt, und die Erfahrungen mit Terra Preta können uns helfen, weltweit die Versteppung zu stoppen, und sogar die Wüstenbildung zurück zu drängen.
Zur Bewältigung der europäischen Schuldenkrise sind kreative Projekte gefragt. Ich denke, es ist völlig sinnlos, wenn sich Politiker nur um das Für und Wider irgendwelcher Sparmaßnahmen streiten. Wir brauchen zukunftsgewandte Ideen, die einerseits sofort helfen, und vor allem den betroffenen Menschen aufzeigen, wie sie ihr Schicksal selbst mit gestalten können.


herzlichst
Frank Sohr
Landesvorsitzender Hamburg
Die Violetten, Partei für spirituelle Politik

Anmerkungen zu obigem Statement

hallo liebe Freunde,
anbei obiger Beitrag von mir war gedacht für die wöchentliche Pressemitteilung.
Normalerweise haben wir eine Vision, wie wir als Menschheit leben wollen, und vor dieser Vision wollen wir uns auch nicht verbiegen lassen. Meiner Meinung nach steht die Menschheit vor einem Wandel, welcher ca. zwei Generationen dauern wird. Meine Sorge geht darum, wie wir diese Übergangsphase überstehen ohne große Tragödien. Ich möchte nicht, dass die Alten um ihre Kinder und Enkel weinen, weil sie in Chaos, Krieg, Hunger oder Trinkwassermangel umgekommen sind.
Wenn ich in dem beiliegenden Beitrag mehr Markt und Wirtschaftsförderung fordere, kann das verwundern. Die Freunde vom AK Wirtschaft denken vielleicht, jetzt hat der Sohr zu viel tiefstehende Herbstsonne abbekommen. Aber das Thema ist langsam in mir gereift, manche Ideen schon seit Jahren.

Wenn ich die aktuelle Situation in der Welt betrachte, sehe ich drei große Gefahren für unser Zusammenleben. Einerseits die immer weiter fortschreitende Verarmung breiter Bevölkerungsschichten. Damit einhergehend befürchte ich Chaos durch Radikalisierung. London (oder in der Jahren vorher Paris) zeigte uns, dies betrifft nicht irgendwelche fernen Ort der Welt, sondern auch uns in Europa. Wenn die Afrikaner merken, dass es ihr Leben nicht grundlegend verbessert, wenn sie ihre Diktatoren verjagt haben, werden sie weiter machen. Dann brennen Ölraffinerien. Die Flüchtlingsströme werden zunehmen. Wenn wir Griechenland nicht helfen, kommen auch von dort Flüchtlinge, zumal Griechenland momentan das Land ist, wo schon große Flüchtlingsströme aus Pakistan, Afghanistan u.ä. eingeschleust werden. Heute Morgen habe ich noch darüber nachgedacht, dass selbst ein Obama es nicht geschafft hat, 40 Mio. Amerikanern Zugang zu Krankenversicherung zu ermöglichen. Dies birgt Sprengstoff. Und schon kommt in den Nachrichten die Meldung, dass in Manhattan Jugendliche ein Camp eingerichtet haben, und so lange kämpfen wollen, bis die Finanzindustrie zerschlagen ist.
Die dritte große Gefahr sehe ich in dem, was wir im Zusammenhang mit der Caberta diskutiert haben. Es wird versucht, die Spiritualisierung der Gesellschaft zu verhindern, weil erkennbar wird, dass Spiritualität in die Freiheit führt. Wie real diese Gefahr ist, erkennen wir daran, dass sogar in unserer Partei Diskussionen über ein Abwenden von der Spiritualität geführt werden  - schizophren!
Deshalb möchte ich auf ein paar Grundsatzüberlegungen aufmerksam machen. Die Geschichte der Volkswirtschaftslehre ist die einer Wissenschaft, die sich recht gleichmäßig weiter entwickelt hat, ohne die großen Brüche, wie z.B. bei Physik oder Astronomie. Es werden die Namen genannt wie Marx, Engels, Keynes, Friedmann und der aktuelleren Denker. Einer wird aber gern übersehen - Lenin.
Ich finde, es ist dringend Zeit, sich an ihn zu erinnern. In drei Jahren sind es 100 Jahre seit seinem Hauptwerk, " Der Imperialismus, das letzte Glied des sterbenden und faulenden Kapitalismus". (zumindest habe ich den Titel noch so im Kopf). Das damalige Werk, ein kleines Buch, war eine brillante Analyse der bestehenden Situation in der Welt. Ich fasse dies hier kurz zusammen. Der Markt ist das Produkt von Angebot und Nachfrage. Er hat beobachtet, wie dies auseinanderbricht. Die Verelendung der Massen muss verhindert werden, um die Nachfrage zu halten, und den sozialen Frieden zu wahren. Um das Angebot für einen funktionierenden Markt zu halten, muss die Monopolbildung verhindert werden. Beide Aufgaben waren übrigens Ziele der Oktoberrevolution zwei Jahre später. Das bei der Räterepublik Menschen zu Macht kamen, die mit Macht nicht umgehen können, liegt etwas an der russischen Mentalität. Da haben sie bis heute nichts dazu gelernt.
Damals wurden weltweit nahezu keine Schlussfolgerungen bzw. Lehren aus Lenins Analyse gezogen. Die Europäer haben zwei Weltkriege gebraucht, und die Amerikaner eine gewaltige Rezession. Erst danach haben sie mit den Anti-Trust-Gesetzen ein sehr wirkungsvolles Instrument zur Stabilisierung des Angebotes geschaffen. In Europa wurden mit der Formulierung der sozialen Marktwirtschaft nach dem Kriege beide Seiten, also Angebot und Nachfrage, in ein stabiles Verhältnis gebracht. Leider werden diese Zusammenhänge in den letzten Jahren mehr und mehr ignoriert. Die (weltweite) Monopolisierung schreitet voran, gerade in der Landwirtschaft kann man gar nicht mehr vom breiten, individuellen Angebot sprechen. Und wie gesagt, die Verarmung nimmt zu, also die Verelendung mit Radikalisierung nimmt zu.
Wie wird es weiter gehen? Krieg ist die Fortführung der Politik mit anderen Mitteln. Ohne mich.
Ouzo für Alle!!

PS: während ich dies schreibe, bringen die Nachrichten weitere, sehr gut passende Meldungen. Zum Erntedankfest fordert die Kirche eine Hinwendung zur biologischen Landwirtschaft,
und im Portugal wird demonstriert und randaliert …

 
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